Ein künstlerisches Feld abgeklopft auf der Suche nach der Lücke für den eigenen Durchbruch.

© Danielle Linniger.

 

 

 

The Navidson Records.

Ein Musiktheater als Installation.                  

Konzert Theater Bern.

Die Stimme der Kritik für Bümpliz und die Welt, 9. September 2016.

 

 

Fundsache 1

Fundort: Susanne Schäfer, Medienverantwortliche Konzert Theater Bern.

Fundgegenstand: Programmzettel Konzert Theater Bern,  Spielzeit 2016.2017. Konzept & Gestaltung: formdusche Berlin. Layout: Murielle Bender. 

Inhalt

Künstlerische Leitung: Tassilo Tesche & Till Wyler von Ballmoos. Raum & Videoinstallation: Tassilo Tesche. Komposition: Ole Hübner, Rosalba Quindici, Benedikt Schiefer. Sounddesign: Kati Linek, Kristian Hverring. Elektroakustik: Cyril Lim. Musikalische Leitung: Pierre Sublet. Lichtgestaltung: Bernhard Bieri. Sänger: Andries Cloete, Michael Feyfar. Musiker der Hochschule der Künste Bern: Blockflöte: Marie-Clémence Delprat. Oboe: Béatrice Gaudreault-Laplante. Gitarre: Ruben Mattia Santorsa. Harfe: Estelle Costanzo. Klavier: Noemi Brun/Sibill Urweider. Percussion: Katelyn King. Violoncello: Lana Kostic. Teilnehmender Beobachter: Ulrich Bersirske. 

Kompositionsauftrag der Landeshauptstadt München zur Münchener Biennale in Kooperation mit der Münchener Biennale und der Hochschule der Künste Bern – Studiengang Théâtre musicale [sic], mit Unterstützung von schweizer kulturstiftung prohelvetia [sic].

 

Fundsache 2

Fundort: Reithalle Bern. Fundgegenstand: 2 Blätter A4, oben links geheftet. Ohne Autor, ohne Titel, ohne Datum. 

Inhalt

"Exposé-Phase" einer künstlerischen Unternehmung mitsamt ihren kulturinstitutionellen Bedingungen gleichsam perpetuiert werden [sic]. Es [sic] bleibt im Status der konzeptionellen Behauptung. 

Ein Versuch: Unter institutionellen Strukturen eine Aufführung zu konzipieren, die entgegen den klassischen Strukturen funktionieren soll. 

Die werbende Beschreibung eines Vorhabens, das realiter gar nie ausgeführt wird, mit verbalen, szenischen und klanglichen Mitteln aus den unterschiedlichen, teils divergierenden Perspektiven bildet selbst den eigentlichen Stückkern. 

Dessen künstlerische Ausformung wandelt sich von einer Realisierungsetappe zur nächsten, der fortwährende Versuch der Akquise neuer Projektmittel, -partner und -kontexte gräbt sich immer wieder aufs Neue in die Stückstruktur ein. 

Die Aufzeichnung und Dokumentation der Realisierungsetappen, [sic] bilden [sic] das Material der Aufführung. 

Zuschauer: fliessenden [sic] Übergang von der "nicht-teilnehmenden" zur "teilnehmenden Beobachtung". 

[...] 

Das Erschaffen von Ereignissen, die eine Bedeutung erhalten sollen in einem Kulturkontext, der davon lebt, über den Wettbewerb als Topos, [sic] die neuesten Ideen abzugraben [sic]. 

Das Risiko der eigenen Verausgabung. Das "Sich trauen zu meinen", was noch nicht da ist. Das ewige Versprechen auf [sic] eine Realisierung, die heute noch nicht stattfindet. Darin liegt das visionäre Potential der Aufführung. Über die eigenen und verlautbarten Versprechen können Imaginationsräume geschaffen werden, die sich als immanente Suche nach neuen Formen abzeichnet [sic]. 

Die Vorbereitung zur Aufführung in Bern und weiteren Orten. Wir können es in jedem Raum machen, aber die Mittel bleiben immer die selben. 

Framework: Inhaltliche Fragen: Das Unheimliche im Theater. Das Unheimliche an der Sache ist der Ehrgeiz und die Verletzlichkeit und Unsicherheit des Künstler-Egos.

[...]

Ein künstlerisches Feld abgeklopft auf der Suche nach der Lücke für den eigenen Durchbruch.

 


Fundsache 3

Fundort: Georg Christoph Lichtenberg. Schriften und Briefe. Fundgegenstand: Sudelbücher, Heft D. 1775. 

Inhalt

Es gibt eine Art von gekünsteltem Unsinn, den der Halbköpfige leicht für tiefe Weisheit, ja wohl gar für ein Weben des Genies hält, erstimulierte Ausbrüche eines fundamentlosen Enthusiasmus, ein fieberhaftes Haschen nach Originalismus ohne Richtigkeit der Empfindung, in welchem der Frankfurter Rezensent oder der Primaner aller Orten shakespearische Inspiration zu wittern glaubt, das Rauschen von Libanons ewiger Zeder, die donnernden Tritte des Würg-Engels, und den Klang der Posaune des letzten Tages hört. Es ist nichts. Fünf gegen eins, der Mann, der es geschrieben hat, ist ein Tropf, der mehr scheinen will, als er ist, und damit ist seine arme Seele für den Ruhm der Nachwelt hin, als hätte sie das Licht nie gesehen oder den Satz des Widerspruchs nie gedacht.

Das Unheimliche an der Sache ist der Ehrgeiz des Künstler-Egos.

 
 
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