J'aurais tant voulu parler d'amour.
Schauspiel.
Gastspiel des "Théâtre de l'Espoir" aus Paris im Galerietheater "Die Rampe", Bern.
Der Bund, 13. Juni 1979.
Internationales Festival Kleiner Bühnen:
Theater für den Kopf
Wo das "Théâtre de l'Espoir" zu spielen aufhört, fängt die Hoffnung an. Im Moment also, wo einsichtig wird, welchen Irrweg die Handlung vorführte, und wo das Gefühl erwacht, jetzt erst müsste man zu spielen anfangen, aber diesmal richtig. Nicht mehr von den Anstrengungen, Liebesfähigkeit und echtes Gefühl zu unterdrücken, müsste das "eigentliche" Stück handeln, sondern hier müsste die allumfassende Macht der Liebe, der Gefühle und des Eros gezeigt werden. Denn am Schluss war klar, dass die allumfassende Diktatur von Unnatürlichkeit und Unterdrückung, die man gesehen hatte, erst das Negativ war.
Davon zu reden bleibt dem "Théâtre de l'Espoir" versagt: "J'aurais tant voulu parler d'amour" bekennt der Titel. Doch die Bühne ist Spiegel der Wirklichkeit, und womit sie sich abgeben muss, sind nicht die Träume von einer besseren Welt, sondern gerade die verkehrten und unnatürlichen Verhältnisse. So ist es nichts als konsequent, wenn das "Théâtre de l'Espoir" die Realität, die uns umgibt, auch darstellt als verkehrt und unnatürlich; wenn es für seine Darbietung auch einen Stil sucht, der selbst verdreht und gekünstelt wirkt.
Beeindruckend ist nun, wie konsequent dieser eine Stil durchgehalten wird und wie trotz aller Beschränkung Fülle entsteht. Da schaffen drei Darsteller ein Phantasiereich, das die ganze Welt umspannt und anschaulich scheint wie die Wirklichkeit.
Die Leistung, die dahintersteckt, nötigt Respekt ab, ebenso wie die Leistung, sie vorzuführen. Obwohl die Hitze im Zuschauerraum nämlich auf 35 Grad Celsius steigt, obwohl die Atemluft nach einer halben Stunde schon verbraucht ist und obwohl ihnen der Schweiss aus dem Gesicht tropft, spielen sie pausenlos durch, ohne einen Moment zu erlahmen oder die Kontrolle zu verlieren.
Und so nickt der Kopf des Kritikers unaufhörlich. Er erkennt, wie durchdacht die Konzeption ist, wie geradlinig die Inszenierung, wie gross die Leistung. Aber eben, der Mensch lebt nicht vom Kopf allein. Irgendwie, scheint mir, hätten Gefühl und Natürlichkeit auch hereingeholt werden müssen, um der Darbietung zu einem vollen Erfolg zu verhelfen.