Le Pont japonais. Jean Barillet und Jean-Pierre Gredy.

Schauspiel.

Galas Karsenty im Stadttheater Bern.

Der Bund, 25.4.80.

 

 

Wird ein Bekenntnis zum Boulevardtheater verlangt, ehe ich die jüngste Aufführung der Galas Karsenty verreissen darf? Nun denn, ich weiche ihm nicht aus. Ich weiss, was diese Theatergattung in ihren besten Exemplaren auszeichnet: flüssiger, geistreich zugespitzter Dialog; eine Handlung, die graziös mit den kleinen menschlichen Unzulänglichkeiten spielt; eine Trauer, die nicht erschlägt, und eine Komik, die versöhnt; Leichtigkeit liegt über allem, Farbe, Duft, Witz. – Solches Boulevardtheater muss ich ernstnehmen und lieben, ob ich will oder nicht, weil sein Charme alle kritischen Widerstände bezwingt.

 

Zu dieser Art Boulevardtheater gehörte indessen "Le Pont japonais" nicht. In den zwanzig Jahren, wo das Kind des New Yorkers Leonard Spigelgass hinter den Dornen des Vergessens schlummerte, hat sich sein Geist (wenn es ihn je besass) verflüchtigt. Und als es die Pariser Barillet und Gredy an einem unheilvollen Tage wachküssten, erhob sich ein stumpfes, grobknochiges Geschöpf – keine Prinzessin, sondern Dornröschens Putzmagd.

 

Also: Eine Witwe fährt nach Japan und begegnet auf dem Dampfer zufällig einem Passagier. Sie reden ein bisschen zusammen, und da zeigt sich (ahnste was?), dass er ebenfalls verwitwet ist. Und während sie noch zwei-, dreimal zufällig aufeinanderstossen, keimt zwischen ihnen unmerklich... (so in der Art). Und am Schluss... (wie gehabt).

 

Das Ganze dauert drei Stunden und bewegt sich so langsam und stockend vorwärts, wie das Herzensdinge im Alltag zu tun pflegen. In der Rolle der Witwe sah man Jacqueline Maillan, in der Rolle des Witwers Marcel Cuvelier, doch gegen die Unbeträchtlichkeit des Stücks erhob keiner von ihnen nennenswerte darstellerische Einwände.

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