Le Postillon de Longjumeau. Adolphe Adam.
Oper.
Patrick Fournillier, Nina Campaneez. Grand Théâtre de Genève.
Radio DRS-2, Reflexe, 11. Dezember 1989.
(Musik)
Ja, die berüehmti Arie vom junge, bildschöne Postillon, die het nid nume ds Glück vom Komponist gmacht und ihm d Unsterblichkeit gsicheret für das einte Lied, nei, dä Ohrwurm het ou ds Glück gmacht vo mängem Tenor. Der Spitzeton nämlich, wo am Schluss vor Arie verlangt wird, isch für ne Sänger der Adelsbrief. Är isch nämlich no höcher als der höchst Ton, wo der Wagner vom Sigmund verlangt, der Puccini vom Cavaradossi, der Mozart vom Tamino. Wär dä Spitzeton usebringt, isch der Fürst unter de Tenör.
So eme Fürst isch me jetz aber z Genf nid begegnet. Der Tenor vor Premierebsetzig, der Jorge Lopez-Yanez, het gar nid probiert, das dreigstrichnige D azpeile. Är het's an Afang e Terz tiefer gsunge, und won är im 2. Akt no einisch hätt ufe müesse, het är dä eint Ton grad um ene ganzi Oktave abe transponiert.
Mi dünkt's aber, es mög eine no so schön singe, wenn är dä eint Ton nid verwütscht, de isch är nid der Postillon vo Longjumeau. Das isch eifach so. Bin ere Saltimbocca ma ds Fleisch no so zart sy, wenn ds Salbeiblatt fehlt, de isch es kei Saltimbocca meh. Basta.
Leider het jetz aber der Tenor vo Genf nid nume Müeh gha mit em Singe, är het ou Müeh gha mit em Rede. Als gebürtigem Mexikaner sy ihm die französische Nasallute "en", "un", "in" so wenig gläufig wie der Unterschied zwüsche "é" und "è", und der "ü"-Lut steit ihm ou nid zur Verfüegig, so dass me i de gsprochnige Partie vo dere Opere z Genf die merkwürdigste Sache vernimmt. Da seit är zum Byspiel "Kind" statt "äntlech": "enfant" statt "enfin". Und statt "ghänkt" singt är "Bandit", also statt "pendu" ghört me "pendi".
Im Orchestergrabe steit e junge, ufstrebende Dirigent, der Patrick Fournillier (der Name brucht me sich nid unbedingt z merke), u dä probiert jetz bi sym Debüt z Genf z zeige, was alles in ihm steckt. Aber grad dä Ehrgyz, ds letzte a Klangkultur, Phrasierig und Agogik usezhole, bringt eim ou schmerzlich z Ghör, dass us der Partitur vom Adolphe Adam nüt usezholen isch. Es het also scho sy Grund, dass me die Opere niene meh uffüehrt.
So mager wie d Musik, so mager isch ou die dramatischi Substanz vom Werk. No sälte isch mir so nes miggerigs, unwahrschynlechs Gschichtli begegnet, und i cha nid begryfe, wärum d Filmregisseurin Nina Campaneez usgrächnet der "Postillon" für ihre ersti Regie uf ere Operebühni usegläse het.
D Frau Campaneez söll schynt's Filme mache, wo nid ganz ohni sy. D Arbeit aber, wo sie z Genf abglieferet het, het sich nid bsunders uszeichnet. Der fadist Husregisseur vom Stadttheater Bunzlau hätt öppe ds Glyche gmacht.
Me het also z Genf viel Geld, viel Kraft und viel Talent für nes Werk ufgwendet, wo me trotz allem nid het chönne wiederbelebe. Ds Gweb isch abstorbe, der Organismus isch tot. Es git nume ei Zelle, wo lebt, und im Lauf vor Opere chunnt sie 5 Mal i de verschiednigste Abwandlige a ds Liecht, die unsterblichi Arie vom Postillon vo Longjumeau.
(Musik)