Don Giovanni. Wolfgang Amadeus Mozart.
Oper.
Sylvain Cambreling, Karl Ernst Herrmann. Théâtre de la Monnaie, Brüssel, Gastspiel im Théâtre de Beaulieu Lausanne.
Radio DRS-2, Reflexe, 29. Februar 1988.
Speziell a dere Inszenierig isch scho die szenischi Konzeption. D Bühni nämlich isch nüt anders als e schwarze Kaste. Bode, vier Wänd, obedruff e Deckel. Fertig. E scharze, lääre Kaste. Gspielt wird meistens vornedrann. Oder hinterdrann. Jedefalls chuum im Kasten inne. D Dekoratione sy ou sälte uf der Bühni. Sondern hinterdranne oder uf der Syte; also drum ume. Für en Ortswächsel azdüte, geit uf der Syte e Vorhang ufe, u mi gseht wie dür nes Loch düre uf ene Strass. Oder uf ene Stäge. Oder uf ene Balkon. Im Zentrum aber blybt d Lääri. D Wält vo de Sache u vo de Mönsche isch drum ume. E spannendi Bühenkonzeption. Me muess se interpretiere.
(Wort)
Der Karl Ernst Herrmann git keini Antworte. Är stellt Bilder häre. Ganz klari, sparsami Zeiche; wo viel bedüte u Ruum gäbe für e Mythos vom Don Giovanni.
(Wort)
So, wie der Karl Ernst Herrmann die Gschicht verzellt, chunnt me nid um ds Interpretieren ume, will me gspürt: Da isch öppis derhinter. Die schwarzi, lääri Bühni, wo me nume dür einzelni Löcher drus use gseht uf d Wält - - bedütet die öppe ds schwarze, lääre Innere vom Don Giovanni? Tüe mir also i Kopf vom Held yneluege u dür däm syni Augen uf d Wält use?
(Wort)
Der Regisseur git keini Antworte. Me muess sälber dänke. Aber wenn d Bühni ds lääre Innere vom Don Giovanni symbolisiert, de verratet sie ou, wärum der Don Giovanni derzue triebe wird, ei Frau nach der andere z erobere. Will er im Moment vom Liebesruusch cha erlebe, dass er mit öpper anderem tuet verschmelze. U i däm Verschmelzigsvorgang fliesst für ne Moment die anderi Seel i syni yne, und i ihm inne isch es nümm eso läär. Wenn aber der Liebesruusch verby isch, de steit d Frau wieder vor ihm als öpper Fremds, mit ere eigete Identität, und im Don Giovanni isch's wieder glych läär wie vorher.
Die existentilli Einsamkeit, wo der Don Giovanni druus use wett, die kennt nid nume är.
(Wort)
Die Inszenierig vom Karl Ernst Herrmann, wo vo ihrne optische Zeiche här sparsam und klar isch u glych die ganzi Unergründlichkeit vom Mythos umfasst, die Inszenierig het im musikalische Berych kes Pendant gha. Wunderbar ufenand ygstimmt der Don Giovanni vom José van Dam und der überragend Leporello vom Malcolm King, d Frauen aber schwächer, ou weniger sicher gfüehrt, u die musikalischi Konzeption vom Sylvain Cambreling isch mir z konventionell und irgendwie ou z längwylig vorcho. Aber für z erkenne, wie stark Bilder und Symbol chöi rede, isch das Gastspiel vor Brüsseler Opere für mi scho ne wichtigi Erfahrig gsy.