La Bohème. Giacomo Puccini.
Armin Jordan, Robert Carsen. Grand Théâtre de Genève.
Radio DRS-2, Reflexe, 20. Januar 1987.
[Ansage: Wir berichten ja sonst nicht über die Aufführungen von Repertoire-Opern] ... das stimmt, aber die Premiere vor "Bohème" het äbe vo Afang a der Stempel vom "évènement" treit. Zersch het's nach ere Sensation usgseh, nächhär nach eme Fiasko, und am Schluss het's du nomal kehrt, und alli sy überrascht gsy. Also stellet nech vor: Der Luciano Pavarotti hätt uf Genf sölle ga singe, u zwar i der Partie vom Rodolfo. Wo das monstre sacré vor tenorale Opulenz vor drüne Jahr im "Maskenball" vom Verdi ufträten isch, hei 56 Radiostatione d Genfer Uffüehrig überno, u zwar unter anderem Moskau, Tokio, London, Paris und Sidney. U d Fernsehufzeichnig hei 8 Länder zeigt. Wo's drum bir "Bohème" gheisse het, der Pavarotti chöm wieder, sy d Lüt für nes Billet die ganzi Nacht vor em Grand Théâtre agstande, ygmummelet i Pullover u Windjacke, und usgrüstet mit Thermosfläsche u Hosesackwärmer. Am Morgen am siebni het ds Theater de der Vorverkauf organisiert, und am achti sy alli 1200 Plätz verkauft gsy.
Was aber die Billet wärt sy gsy, wo d Lüt derfür e ganzi Nacht agstande sy, het sich ersch drufabe zeigt, wo ds Grand Théâtre im ene Communiqué het müesse verzelle, der Pavarotti chönn de nid singe, zmindst ömel für die ersti Hälfti vo de Vorstellige, u zwar us gsundheitliche Gründ. "Was heisst das?", han i wölle wüsse, u derby folgendes verno: Der Dokter heig am Pavarotti ds Flüge verbotte; will är e z höche Blutdruck heig, mit syne 140 Kilo. U drum isch d Gfahr, dass ihm en Adere platzt, wenn i der Flugzügkabine der Druck abfallt. Das also der Grund vor Absag, u drum ou der Skandal. Will d Lüt vergäbe für nes Billet agstande sy, und will die ganzi Uffüehrig uf e Pavarotti isch usgrichtet gsy. Usgrabe het me nämlich en Inszenierig, wo ihri 30 Jahr uf em Buckel het, en Inszenierig, wo der bekannt Operekomponist Gian Carlo Menotti 1960 am Festival vo Spoleto het usebracht. D Pariser Opere het se 13 Jahr später überno, im Jahr 1973, u die Inszenierig isch jetz samt de Dekor no uf Genf. U das nid nume, für d Köste z sänke. Me het dermit ou am Pavarotti chönne erla, bi de Probe derby z sy, will er d Inszenierig scho kennt und ersch es paar Tag vor der Premiere hätt bruche härezfahre, oder äbe z flüge.
Jetz het aber bi de Probe nid nume der Pavarotti gfählt, sondern ou der Herr Menotti, wo mit syne 86 Jahr ou chuum meh im Stand wär, ds stränge Regiegschäft uf sich z näh. U so het e junge Ma, der Robert Carsen, d Pariser Inszenierig für Genf nachegstellt. Orientiert het er sich derfür nid a syre direkte Aschouig, will er d Pariser Uffüehrig synerzyt nid het gseh; sondern der Carsen het müesse Videobänder z Hilf näh, wo ds Palais Garnier vor "Bohème" gmacht het. U so het alles dänkt, bir Genfer Premiere syg vo Afang a d Luft duss: der Pavarotti fählt, d Uffüehrig isch veraltet u het kes Zentrum. Het me gmeint. U was isch usecho? En Inszenierig, wo d Detail pflegt und alli Bewegige us der Musik entwicklet, e subtili, sorgfältigi Arbeit; me het es Sängerensemble chönne gniesse, wo uf höchstem Niveau gstanden isch, u me het vor allem eme Armin Jordan chönne applaudiere, wo mit syre glasklare Interpretation alli Puccini-Klischee wyt het hinter sich gla. U wo d Mimi am Schluss vom 4. Akt ihres armselige chlyne Läbe usghuuchet het, da isch me us der Verzauberig erwachtet, u me het plötzlich gmerkt: Donnerwetter, es geit ja ou ohni Pavarotti...