Verwüschti Gränze. Rudolf Stalder.
Emmentaler Liebhaberbühne.
Radio DRS-2, Reflexe, 26. März 1987.
We der Vorhang ufgeit, liegt eine uf em Diwan. Me weiss nid, isch er bewusstlos oder tot. E Frau chunnt yne. Für zur Therapie, u sie entdeckt ne du, der Dr. Hirt, ihre Psychiater. Är chunnt i ds Spital u stirbt. Klinisch isch er tot. Aber mir Zueschauer gseh, wien är zrügg chunnt, zrügg i d Wohnig, zrügg i d Wirlete u i ds Puff vo syne persönliche Verhältnis, Verhältnis, wo d Polizei drannen isch, usenand z näh für z luege, wär tschuld isch a sym Tod.
(Wort). Der Rudolf Stalder. (Wort)
Ds Läbe nach em Läbe. Der tot Psychiater isch bi de Ermittlige vor Polizei derby, und är gseht, wie ei Bitz nach em andere vo sym Vor-Läbe fürechunnt. Aber die Läbige, die gseh ne nid, u wenn er redt, ghöre sie ne nid.
(Wort)
Verwüschti Gränze, so heisst ds Stück. Verwüschti Gränze zwüsche Läbe u Tod. Der Rudolf Stalder:
(Wort)
"Verwüschti Gränze" – dä Titel meint nid nume die verwüschte Gränze zwüsche Läben u Tod, sondern ou die verwüschte Gränze zwüsche Vernunft u Gfüehl zum Byspiel. Vor Vernunft här het der Psychiater gwüsst, dass er sich mit syre Patientin uf strikt professionelli Beziehige muess beschränke. Aber vom Gfüehl här het er gspürt, dass sie viel die gsünderi isch als är, dass är se brucht, u dass är se wett gärn ha u i d Arme näh. Und us däm Konflikt isch er nid use cho, u d Entscheidig het ihm Angst gmacht.
(Wort)
Das Stück, wo der Rudolf Stalder gschriebe het, isch für ds Volkstheater ungwöhnlich rych a Motiv, ungwöhnlich rych a Zwüschetön und ungwöhnlich rych a Gedanke. Das han i scho bim Läse gmerkt, u drum han i ou zum vorus grüehmt, dass sech d Liebhaberbühni a die Uruffüehrig gmacht het. Jetz han i wölle wüsse, wie ds Stück uf em Theater würkt, und i ha gmerkt, dass no meh drannen isch, als i gmeint ha. Der Rudolf Stalder het eigentlich gar ke Krimi gschriebe. Sondern är het es Bild vom Läbe zeichnet; mit Hilf vom ene Tote. U i däm Bild gseh mir Mönsche wie mir, Mönsche, wo der Wäg nid finde zu den andere, und hüfig ou nid der Wäg zu sich. Es sy im Grund gno luter einsami Lüt, wo der Rudolf Stalder zeigt, gwöhlichi einsami Lüt, wo mängisch nid emal richtig spüre, dass sie im ene schwarze Loch hocke, gschwiege de wärum.
Es ungwöhnlichs Stück also, bsunders für nes Dialekttheater. Und en Uffüehrig mit dreine ungwöhnlich begabte Hauptdarsteller, bsunders für ne Laiebühni. Die änge Vorstellige, wo me villicht mit em Begriff vom Liebhabertheater chönnt verbinde, die änge Begriffe löst d Uffüehrig uf. Ou da: Verwüschti Gränze.