Ortsverwechslung: Las Vegas statt Wien. © Annette Boutellier.

 

 

Die Fledermaus. Johann Strauss.

Operette.

Hans Christoph Bünger, Alexander Kreuselberg, Frank Lichtenberg. Konzert Theater Bern.

Die Stimme der Kritik für Bümpliz und die Welt, 13. Juni 2021.

 

> Im zweiten Akt gibt Prinz Orlowsky eine Champagnergesell­schaft. Er will, dass sich alle amüsieren: "Sehe ich, es ennuyiert / sich jemand hier bei mir / so pack' ich ihn ganz ungeniert, / werf' ihn hinaus zur Tür." Hätte ich an dieser Stelle im dunklen Zuschauerraum aufgestreckt, wäre mir vielleicht die zweite Hälfte der Leidenszeit erspart geblieben. Denn das Berner Stadttheater bringt zum Ausklang der Saison nicht die "Fledermaus", sondern eine hors-sol-Operette. Bühnenbild und Kostüme (Frank Lichtenberg) kommen aus Las Vegas. Das Orchester erinnert mit seinen vulgären und ungenauen Stellen an die Basler Fasnacht. Und die Inszenierung stammt aus dem Hades der Gedankenleere. Traurig, traurig. <

 

Vor dreissig Jahren machte ein heutiger Angestellter des Bundesamts für Kultur ein Volontariat beim Feuilleton der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Dabei fragte er den Theaterredakteur, warum die FAZ eigentlich nie über Bern berichte. "Ach", war die Antwort, "was dort gezeigt wird, ist nicht einmal einen Verriss wert". Mit der "Fledermaus", inszeniert von Alexander Kreuselberg und dirigiert von Hans Christoph Bünger, ist das Stadttheater wieder an derselben Stelle wie vor dreissig Jahren. Traurig, traurig.

 

Fürs Bild inszeniert ... 

... nicht fürs Ohr ... 

... nicht für den Geist. 

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